Femizide bekämpfen — Es ist endlich Zeit für eine rechtsverbindliche Umsetzung der Istanbul-Konvention in ganz Europa!

DaMigra
3 min readSep 24, 2021

Der im Sommer 2021 begangene Femizid an einer Frau in Berlin entfachte in Politik und den Medien erneut die Debatte um eine vermeintliche Verbindung zwischen Kultur und Gewalt, weil sie Afghanin war. Selbst Spitzenpolitikerinnen sprachen in diesem Zusammenhang von „Ehrenmord“. Diese Art der Kulturalisierung von Frauenmorden wird gerade von patriarchalen Strukturen durch solche Benennungen bzw. Einordnungen legitimiert. Gleichzeitig werden solche Aussagen hierzulande nicht kritisch hinterfragt. Damit ergibt sich ein zusätzliches Problem: Sie öffnen rechtem Gedankengut Tür und Tor, in dem rassistische Narrative um „Sicherheit“ salonfähig werden. Themen wie Gewalt gegen Frauen werden instrumentalisiert, um in den Wahlen auf Stimmenfang zu gehen. Ein Feminismus, der nicht inklusiv und antirassistisch denkt, ist uns nicht genug! Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist Ausdruck einer weltweiten Ungleichstellung der Geschlechter und ihrer Unterdrückung.

Um geschlechtsspezifische Gewalt konsequent zu bekämpfen, brauchen wir — so wie die Istanbul-Konvention es vorschreibt — ineinandergreifende politische Maßnahmen, eine gute Strafverfolgung, Schutz und Unterstützung der Betroffenen sowie eine gute Prävention. Würden die Unterzeichnerstaaten die Konvention tatsächlich umsetzen, würden sie einen Meilenstein für die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt legen. Eine konsequente Umsetzung wäre auch die beste Prävention gegen Femizide.

Die Umsetzung der Istanbul-Konvention geht nur schleppend voran. Warum haben nur 34 von 46 Länder des Europarates die Istanbul-Konvention ratifiziert? Warum laufen die Umsetzungen so unterschiedlich in den einzelnen Ländern? Wie können Länder, die die Konvention bereits unterschrieben und ratifiziert haben, wie die Türkei, von heute auf morgen ohne Konsequenzen austreten? Welchen Aufwind bieten diese politischen Entscheidungen für rechts-konservative Kräfte in ganz Europa? Schließlich, was hat all das mit der internationalen Bekämpfung von Femiziden zu tun?

Nach einer erfolgreichen Konferenz im Jahr 2020 zu Femiziden, veranstalten wir am Dienstag, 28.09.a eine internationale Online-Veranstaltung mit dem Titel “Istanbul-Konvention im Kampf gegen Femizide: Symbolpolitik oder Schutzschild?” in Kooperation mit deutschen Juristinnenbund und Vertretung der EU-Kommission in Deutschland.

@patu Comic & Illustration

Wir freuen uns auf eine gemeinsame Diskussion über die Unteilbarkeit unserer Forderungen zur europaweiten Bekämpfung von Femiziden auf sozialer, juristischer und politischer Ebene erläutern. Die Veranstaltungssprache ist Deutsch mit Simultanübersetzungen in Englisch und Türkisch.

Unter dem folgenden Link finden Sie den Anmeldungslink:
https://eveeno.com/istanbul-konvention-femizide

Hier ist die Facebook Event Page und hier ist der Instagram Post , um die Veranstaltung weiter bekannt zu machen. #SharingIsCaring

DaMigra e.V. (@damigra_ev) • Instagram-Fotos und -Videos

Weitere Informationen zum Thema:

DaMigra-JK2019

Am 06. September 2019, auf unserer Jahreskonferenz in Erfurt, haben wir gemeinsam mit Vertreter*innen aus Politik, Medien und Zivilgesellschaft die Ziele und Maßnahmen der Istanbul-Konvention diskutiert. Die Dokumentation unserer Diskussion wurde veröffentlicht. Um die kostenlosen DaMigra-Publikationen in gedruckter Form zu bestellen, können Sie an info@damigra.de schreiben.

DaMigra-GREVIO-Schattenbericht:

DaMigra e.V., der Dachverband der Migrantinnenorganisationen, erstellte gemeinsam mit Expert*innen aus migrations- und gleichstellungspolitischen Kontexten einen GREVIO-Schattenbericht zur Umsetzung der Istanbul-Konvention.

Der Schattenbericht von DaMigra zeigt auf, wo Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte beim Zugang zu Gewaltschutz, Prävention und Strafverfolgung benachteiligt werden. Um die kostenlosen DaMigra-Publikationen in gedruckter Form zu bestellen, können Sie an info@damigra.de schreiben.

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DaMigra

Der Dachverband der Migrantinnenorganisationen. Für Chancengerechtigkeit, Gleichberechtigung, Gleichstellung von Frauen mit Migrations- und Fluchtgeschichte.